Schismas und Abspaltungen 1. Gründung / Entstehung (1. Jahrhundert nach Christi) Unter den Pharisäern kam es zu einer „Ordnung“ und Vereinheitlichung der jüdischen Schriften und Auslegungen der Überlieferungen. Daraus folgte dann auch die Abspaltung bzw. der Ausschluss von andersdenkenden Minderheiten innerhalb des jüdischen Glaubens. Auch wenn sich diese durchaus als „jüdisch“ betrachteten, wurde ihre Lehre nicht mehr anerkannt. Die Jerusalemer Urgemeinde bestand vor allem aus drei Gruppierungen, die
hauptsächlich eine einte – die Anerkennung von Jesus Christus als Messias bzw.
Sohn Gottes. Es entstand ein Konflikt zwischen den konservativen Flügeln aus den
konservativen Judenchristen, die sich diesem immer noch sehr stark verbunden
fühlten und auf dessen Traditionen und Gebräuchen pochte. Eine weitere Gruppe, die Proselyten, bestand aus missionierten Heiden – gläubige Menschen, die jedoch nicht nach den strengen jüdischen Gesetzen leben wollten und daher sehr gut für das Christentum zu gewinnen waren. Der Konflikt zwischen den Parteien, in dem es um die Bedeutung von Tempeln,
die Ausführung der Taufe, den Umgang mit Ungläubigen und anderen grundsätzlichen
Fragen ging, stellte sich vor allem wegen der weiteren Zugehörigkeit zum
jüdischen Volk und dem gemeinsamen Umgang (nach der für die Judenchristen immer
noch geltenden Tora war es nicht möglich, mit Unbeschnittenen das Abendmahl zu
halten). Die weitere Ausbreitung brachte die junge Religion an eine weitere
Zerreissprobe: Im römischen Imperium gab es viele Religionen und Kulte – solange
diese nicht im Widerspruch zu der Staatsreligion oder den Staatsinteressen
standen, wurden diese toleriert. Was es jedoch nicht gab, war eine
imperiumsübergreifende religiöse Zentrale – das Christentum gewann an enormer
Vielfalt. Von Askese und der Verdammung der materiellen Existenz, esoterischer
Lebensweise bis zum Dualismus, ohne eine einheitliche Linie konnte jeder mit dem
Christentum glücklich werden. In diesem Umfeld führten die gelehrten Kirchenväter einen Meinungskrieg, der letztendlich in den nächsten 200 Jahren zu dem uns bekannten neutestamentlichen Kanon führte und die Grundlage für eine einheitliche Kirche bildete. Trinitarier oder Arianer – Die dreifaltige Form Gottes oder lediglich doch nur Vater und Sohn, kann der Sohn Gottes auch gleichzeitig Gott in Reinform sein? Theodosius I. erhob nicht nur das Christentum zur Staatsreligion im oströmischen Reich, er versuchte auch die seit 325 währenden Konflikte um die Gestalt Gottes klären zu lassen. Die Dreifaltigkeit setzte sich gegenüber den vor allem von den Germanen vertretenem Arianismus durch, zumindest in Ost- und Westrom, festgelegt durch das Dreikaiseredikt. Auch nachfolgend kam es um das Glaubensbekenntnis und die Dreifaltigkeit zum Streit – diesmal zwischen der Reichskirche und den altorientalischen Kirchen. Wieder setzte sich die Dreifaltigkeit durch, jedoch nicht ohne die Widersacher zu besiegen. Die altorientalischen Kirchen, z.B. in dem noch mächtigen Ägypten und Äthopien, verweigerten die Anerkennung. Auch heute hat das Konzil nur Bedeutung für die „Nachfolger“ der einheitlichen christlichen Reichskirche (römisch-katholisch, orthodox, angelikanisch, lutherisch, altkatholisch). Das Konzil von Chalcedon steht am Anfang, das vierte Konzil von Konstantinopel (auch achtes ökumenisches Konzil genannt) in der Mitte der politischen Trennung zwischen West- und Ostkirche. Im Streit zwischen dem weströmischen Papst Nikolaus I. und dem byzantinischen Patriarchen Photius I. ging es vordergründig um Glaubensfragen, letztendlich um Macht. Unfähig, einen Kompromiss zu machen oder eine eindeutige Entscheidung zu erzwingen, symbolisierte die Exkommunikation des Patriarchen die beginnende Lösung des byzantinischen Patriarchat von der bisher einheitlichen Reichskirche. Damit festigte sich die Abspaltung der griechisch-orthodoxen Kirche von der Reichskirche, wurde nun dem Papst nur noch ein Ehrenvorsitz, aber keine bindende Funktion mehr seitens Byzanz zugesprochen. Die schon vorhandene Distanz (Riten, Sprache) vergrösserte sich zunehmend, der Patriarch von Byzanz war nun höchster Repräsentant in der Ostkirche und von Rom unabhängig. 7. Morgenländisches Schisma (1054) Mit der Unterstützung durch das Heilige Römische Reich Deutscher Nation erstarkte auch die weströmische christliche Kirche, während der Einfluss seitens Byzanz auf die ehemals weströmischen Gebiete schwand. Im Jahr 1054 verlor das Byzantinische Kaiserreich Süditalien an die Normannen – und der Papst Leo IX. bot ihnen Hilfe an. Da die Hilfe jedoch an die Bedingung geknüpft wurde, die Vorherrschaft und Jurisdiktion des Papstes anzuerkennen, als Liturgiesprache das im Westen übliche Latein zu verwenden und auch sonst die Riten anzupassen, kam es zu einem grösseren Konflikt. Denn im Gegenzug ordnete der byzantinische Patriarch Michael Kerullarios den byzantinischen Ritus auch für die bisher lateinischen Kirchen in Byzanz an – und schloss sie, nachdem diese sich weigerten. Eine diplomatische Mission sollte den Konflikt klären, doch diese scheiterte
jämmerlich: Der päpstliche Legat ignorierte die Bemühungen und trat als
rechtlich Bevollmächtigter des über den Patriarchen gebietenden Papstes aus –
als hätte der Papst Herrschaftsgewalt über den Patriarchen und könne ihm etwas
befehlen. Dies beendete die seit Jahrhunderten unklare politische Situation, da weder
der Papst die Ostkirche noch der byzantinische Patriarch die Westkirche mit
ihrer Sprache noch ihren Riten im religiösen Sinne als ebenso christlich
akzeptieren konnten. Einer der wenigen einheitlichen Punkte blieb zunächst der
Kreuzzug um Jerusalem, in dem Konstantinopel ein wichtiger Verkehrspunkt für die
Schiffe der Kreuzfahrer war. Literatur: u.a. Daten der Weltgeschichte; Wikipedi |