Met - das Getränk der Götter
Die eigene Herstellung (1/2)
Als "Landei" bin ich vorgeschädigt - im elterlichen Garten und bei den
Nachbarn wuchs so fast alles an Obst, was man für die Weiterverarbeitung
benötigt. Ob Einkochen, Marmelade herstellen, entsaften oder die Herstellung von
Wein, alles nichts neues... So kam es auch, dass ich für die theoretischen
Grundlagen der Weinherstellung und das Zubehör zuständig bin.
Auch wenn man Met eigentlich in jeder Stadt kaufen kann - es lohnt sich, ihn
selber herzustellen. Die Kosten sind geringer, die Anzahl der Variationen
grösser. Du bestimmst, wie er werden soll: Honigsorte, Durchgärung, weitere
Inhaltsstoffe. Es ist natürlich klar, dass die empfundene Qualität schwankt. Es
gibt keinen "Standardmet" mehr, und manchmal schmeckt der Rohmet noch schlimmer
als misslungenes Bier. Vielleicht sollten wir mal alle pseudo-wissenschaftlichen
Erklärungsversuche aufschreiben - jeder Ansatz führt zwangsläufig zu neuen
wissenschaftlichen (?!) Erkenntnissen.
Du willst es auch wagen? Probiere es und lass dich nicht abschrecken! Spass,
Spannung und Genuss - wem noch nicht ein Schraubverschluss entgegen gekommen
ist, hat noch nicht genug experimentiert. Ich habe auf diesen Seiten meine
bisher gesammelten Erkenntnisse (eigene, Lektüre, Gespräche) niedergeschrieben.
Die grosse Version gibt es auf Nachfrage, sprengt aber den von mir gesetzten
Rahmen.
Viel Spass wünscht dir

Grundlagen
Etwas mehr als Interesse und Geduld brauchst du natürlich auch - vielleicht
nicht sofort ein professionelles Gärset, aber zumindest als Ersatz geeignetes
Zubehör. Manchmal ist so etwas schwer zu finden, einiges bekommst du in jedem
Supermarkt. Sofern es um spezielle Zutaten und Geräte geht, kommst du nicht
umhin, dich in deiner Stadt nach einem Laden für Weinzubehör, einer passenden
Drogerie oder einem Landhandel umzuschauen. Ansonsten kannst du die Sachen auch
im Internet bei www.arauner.com
bestellen.
Das "Werkzeug"
- Geeignete Gärbehälter: Alles, was sich reinigen lässt und aus Glas
bzw. Kunststoff ist. Kaufen kann man sie auch (z.B. das 10-Liter-Gefäss um
die 15,- Euro), in verschiedenen Grössen. Aber zwei 5-Liter-Behältnisse für
Wasser oder Saft tun es auch, wichtiger ist die Möglichkeit, diese auch zu
reinigen.
- Gärröhrchen & Spund: Die Hefezellen spalten den Zucker des Honigs
in Alkohol und Kohlendioxid. Das Gas bildet eine Schutzatmosphäre, würde
aber den Gärbehälter durch den entstehenden Druck sprengen (1 Liter Most
bildet 88 Gramm CO2, also etwa 44 Liter Gas). Das Gärröhrchen
wird mit Wasser gefüllt und lässt das überschüssige Kohlendioxid entweichen,
ohne dass die Luft in den Behälter kann.
Zudem kannst du den Gärprozess beobachten - nett anzuschauen!
- Schlauch: Nicht unbedingt notwendig, aber praktisch zum Abfüllen
des fertigen Mets. Wie beim Benzinklau wird das eine Ende in den gefüllten,
höher gestellte Behältnis gelassen, am anderen Ende saugst du den Met an und
lässt ihn in einen anderen, tiefer gestellten leeren Behälter fliessen.
Vorteil des ganzen ist die Möglichkeit, den Met zu probieren und ihn mit
möglichst wenig Heferesten abzufüllen.
Zu bekommen zB in Tierhandlungen, Aquarianer benötigen so etwas nämlich
auch.
- Flaschen: Schöner sind optisch ansprechende Flaschen mit Korken,
billiger geht es mit leeren Weinflaschen, praktischerweise mit
Schraubverschluss. Für die Flaschengärung sollten es irgendwann
dickwandigere Sektflaschen sein.
- Ein Trichter & eine Suppenkelle: Für die Feinarbeit unerlässlich.
- Alte Zeitungen: Das Zeug klebt!!!
Die Zutaten
(Jack`s Standardrezept)
Wichtig für Experimentierfreudige: Dieses Rezept kommt auf ungefähr 96° Öchsle,
vergärbar sind bis zu 135° Öchsle. Auch wenn das den Zuckergehalt nicht direkt
wiedergibt (Öchlse = gelöste Extraktstoffe, hauptsächlich Zucker), gibt es bei
der Dosierung noch Spielraum.
Honig besteht zu 80% aus Zucker. Dieser wird zu Alkohol und
Kohlendioxid verarbeitet. Die restlichen Inhaltsstoffe sind aber mindestens
genauso wichtig, sorgen sie doch für den charakteristischen Geschmack und die
Farbe. Dazu wird eine passende Reinzuchthefekultur benötigt. Es handelt
sich um einen Likörwein, also empfiehlt sich Portwein- oder Malaga-Hefe.
Apfelsaft und Milchsäure regulieren die Säure im Ansatz, was
sich positiv auf die Vergärung und die Haltbarkeit auswirkt. Das Hefenährsalz
soll den Hefezellen Mineralstoffe zuführen, die diese in ihrer Vermehrung
fördern. Diese sind nicht unbedingt erforderlich, der Wein gärt auch ohne diese
Hilfsmittel und verdirbt nicht nach einer Woche. Ich verwende diese jedoch
meistens, denn schaden tut es bestimmt nicht.
Die Zubereitung:
- Die Vorbereitung der Hefe hängt von der Zubereitungstechnik ab.
Bereitest du den Met in einem Behältnis mit frischer Reinzuchthefe, ist
alles klar. Ansonsten empfehle ich aus eigener Erfahrung, einen Tag vorher
die Hefe in eine Mischung aus Apfelsaft und Zuckerwasser zu geben, damit sie
sich schon mal vermehren kann.
- Zunächst kochst du das Wasser auf und fügst den Honig dazu.
Nach etwa 20 Minuten bis 2 Stunden kannst du den entstanden Schaum
abschöpfen, den herrlichen Geruch nach Honig geniessen und den/die
Topf/Töpfe vom Herd nehmen. Soll das Ergebnis sehr klar sein, muss möglichst
viel Schaum abgeschöpft werden - mehr Trübstoffe erleichtern die Gärung.
Der Honig ist nun schön gelöst, leider aber noch viel zu heiss! Also heisst
es warten oder vielleicht ein Wasserbad zubereiten. Die Hefe verträgt nicht
mehr als 28°...
- In der Zwischenzeit kannst du schon mal das Gährrohr vorbereiten.
Der Gummistopfen sollte in heissem Wasser eingeweicht/ gesäubert, das Rohr
selber nur heiss abgespült.werden.
- Ist das Honig/Wasser-Gemisch nur noch lauwarm, kann es in den Behälter
gegeben werden.
Achte darauf, dass der Behälter insgesamt nur zu 9/10 gefüllt werden darf.
Es schäumt etwas und das Volumen nimmt zwischenzeitlich zu.
- Dazu kommt die Milchsäure, das zerstossene Nährsalz und zum Schluss die
in den Apfelsaft eingerührte Reinzuchthefe.
- Nun musst du nur noch den Spund auf den Behälter setzen, das
Gärröhrchen in dessen Loch stopfen und mit Wasser füllen.
An einem nicht zu kalten Ort (6° - 28°) lässt sich nun das Schauspiel
beobachten. Gelegentliches Schütteln verteilt die Hefekulturen im ganzen
Behälter und fördert den Vorgang - vor dem Abfüllen sollte sich die Hefe
hingegen am Boden absetzen.
Die Abfüllung:
Es gibt verschiedene Angaben zur Gärdauer von einem Monat bis vier Monaten.
Unsere Erfahrung zeigt, dass etwas Geduld erforderlich ist (mindestens 3
Wochen), trinkbar ist der Met nach etwa einem Monat, aber auch in der Flasche
arbeitet der Jungwein dann noch ordentlich nach. Es geht also nichts über
gelegentliches Probieren!
Prinzipiell warten wir ab, bis sich der Schaum gelegt hat und im Gärröhrchen
nichts mehr passiert. Dann ziehen wir den Jungwein vorsichtig in ein weiteres
Gefäss ab (ohne die Hefe) und warten anschliessend noch mindestens zwei Wochen.
Jetzt gärt der Jungwein noch etwas nach, die Trubstoffe setzen sich am Boden ab.
Ist das geschehen, kann der Jungwein abgefüllt werden.
- Die gesammelten Flaschen werden ordentlich ausgespült, wie generell bei
der Einlagerung von Lebensmitteln, Korken vorher in heissem Wasser
eingeweicht.
- Nun wird der Jungwein mit einem Schlauch abgezogen oder vorsichtig
ausgegossen - zunächst in ein grösseres Gefäss.
- Ein sehr lange gegorener Met hat kaum Süsse, natürlich darfst du auch
Nachsüssen. Aber ohne eine Schwefelung wird sich die verbliebene Hefe um den
neu hinzugekommenen Zucker kümmern (und diesmal in einer verschlossenen
Flasche!).
- Zum Schluss füllst du den Met in
die Flaschen und verschliesst diese mit den Korken.
Der Met ist nun trinkbar, sollte kühl und aufrecht stehend gelagert werden
(eventuelle Nachgärung) und gewinnt mit der Zeit an Geschmack.
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Literatur: Kitzinger Weinbuch
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